MUMON-KAI VERLAG
MUMON-KAI VERLAG

Zen-Meister Jōshū Jūshin (778 - 897):

Jōshū Jūshin
oder mit chin. Namen Chao-chou Ts’ung-shen, lebte von 778 - 897 – er wurde 119 Jahre alt. Mit 17 Jahren traf er erstmals auf seinen späteren Meister, den in der Zen-Geschichte bekannten Nansen Fugan (chin. Nan-ch’üan P’u-yüan) 748 - 835. Jōshū folgte ihm 40 Jahre als Schüler bis zum Tode seines Meisters.


Das Finden der Buddha-Natur ereignet sich jenseits von Wissen und Un-wissen, von Gut und Böse, von Heilig und Profan.
Erleuchtung ist ein Geschehen, etwas Lebendiges, Fließendes.
Nachdenken, Philosophieren, Theoretisieren, kurz: alle Bemühungen des Denkens führen zur Erstarrung in einer Aussage. Das Eis muss schmelzen!
Der später so berühmte Jōshū Jūshin war, als er zu Meister Nansen kam, noch nicht erleuchtet.
Auf die Frage nach dem Weg, dem Zen-Weg, erhält er keine Antwort. Meister Nansen verweist ihn auf das Alltägliche.
Mit einem Weggefährten befand sich einst der buddhistische Mönch Jōshū in China auf Pilgerreise.
Ihre Suche galt der Selbstfindung.


Es war das Jahr 827, als Jōshū im Alter von 49 Jahren auf Zen-Meister Nansen traf und ihn fragte: „Was ist der wahre Weg?“
Nansen antwortete: „Der Weg ist nichts (MU), von dem wir etwas wissen können. Gelingt es dir, auf diesen Nicht-Weg zu gelangen, so befindest du dich gleichsam im leeren Raum, im Grenzenlosen. Wer also kann sich anmaßen zu behaupten, er sei oder sei nicht?“
In diesem Augenblick war es, als fände Jōshū in endloser Tiefe einen Schatz, den kein Raum zu keiner Zeit aufbewahren kann.
Versunken in diesem Erlebnis, sprach er zu seinem Begleiter folgende Gāthā:

 

Im Frühling blühen Hunderte von Blumen.
Im Herbst leuchtet der Mond hell und klar.
Der Sommer ist heiß, aber es weht eine kühle Brise.
Im Winter fällt schöner weißer Schnee.
Wenn der Geist frei ist
von jeglicher Last des Denkens,
nur dann lebt absichtslos in jedem Augenblick
das wahre Selbst.

 

Der Begleiter bewahrte dieses Gedicht in seinem Herzen und gab es mündlich an jene Weggefährten weiter, die dessen würdig waren.
Erst ca. 400 Jahre später schrieb es Meister Mumon Ekai nieder.


Der Meister von Nansen war Baso Dōitsu (chin. Ma-tsu Tao-i) 709 - 788, 35. Zen-Patriarch in unserer Rinzai-Zen-Linie.
Sein Meister wiederum war Nangaku Ejō (chin. Nan-yüeh Huai-jang) 677 - 744, mit dem das Rinzai-Zen seinen Anfang nahm.
Nach 3-jähriger Trauerzeit um den Tod seines Meisters Nansen Fugan begab sich Jōshū auf eine 20-jährige Wanderschaft. Mit 80 Jahren ließ sich Jōshū an seinem Geburtsort in der Provinz Jō nieder (daher sein Name), wo er bis zu seinem Tod blieb.


Jōshū lehnte alles Abstrakte ab und vertraute nur der Unmittelbarkeit des erlebten Augenblicks.
Er übertraf alle seine Zeitgenossen an spontaner, schöpferischer und tiefgreifender Erfassungskraft durch die gedankenfreie Klarheit seines Geistes.
Im Schrifttum des Zen sind viele scheinbar paradoxe, eigenartige, dem denkenden Geist unverständliche Taten und Aussprüche von Jōshū überliefert. Sie entstammen vor allem einem chinesischen Text aus dem 12. Jahrhundert, dem Kosonshukugyō, welchen der jap. Zen-Meister Muchaku Dōchū (1653 - 1745) bearbeitete und uns wieder zugänglich gemacht hat.

Auszug aus dem Buch

Nach-Satori-Übung

Erleuchtungsgedicht von Meister Jōshū Jūshin,

geschrieben von der taiwanischen Kalligraphie-Lehrerin Chung-kuei Chen

 

 

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