MUMON-KAI VERLAG
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Ch'an-Meister Hsu-Yun (gest. 1959):

Hsu Yun

(Chinesisch: 虚云; Pinyin: Xūyún; Geburtsname: Xiao Guyan, Chinesisch: 萧古巖)

wurde am 26 August eines unbekannten Geburtsjahres geboren und starb am 13 Oktober 1959. Er war ein hochangesehener chinesischer Ch’an-Meister und einer der einflussreichsten buddhistischen Lehrer des 19. und 20. Jahrhunderts. Sein Biograph, Charles Luk, behauptete, der Meister sei 119 Jahre alt geworden. Hsu Yuns Nachfolger jedoch, der Ehrenwerte Jy Din und viele andere seiner Anhänger, halten dies für übertrieben und geben die Lebensspanne ihres Meisters mit 101 Jahren an.

 

Hsu Yuns Mutter starb bei seiner Geburt. Schon in seinem 11. Lebensjahr bestimmte Hsu Yuns Großmutter aus familiären Erwägungen heraus, er solle sowohl eine Frau der T’ien Familie als auch eine der T’an Familie ehelichen.

Hsu Yuns erste Begegnung mit dem Buddhismus ereignete sich bei der Beerdigung seiner Großmutter. Dieses Erlebnis brachte ihn dazu, damit zu beginnen, die Sutren zu lesen sowie eine Pilgerreise nach Nanyo anzutreten. Sein Vater hatte ihn im Taoismus schulen lassen, was Hsu Yuns Lebensfragen jedoch nicht zufriedenstellend zu beantworten vermochte. Sein Elternhaus war voller alter Bücher, unter denen er auch eines über den Bodhisattva Avalokiteshvara (chin.: Kuan Yin, jap.: Kannon Bosatsu) fand, das ihn tief bewegte und inspirierte.


Im Alter von 14 Jahren erklärte er zum ersten Mal, er wolle der Daseinswelt den Rücken kehren und stattdessen als buddhistischer Mönch in Einfachheit und Armut leben.


Mit 17 hatte er bereits die Anstrengung dreier Jahre taoistischer Übungen hinter sich und war vom Taoismus schlichtweg enttäuscht. So dachte er ununterbrochen daran, sein Elternhaus zu verlassen und sich dem buddhistischen Sangha anzuschließen. Er nutzte die Abwesenheit seines Onkels, um sich aus dem Haus zu schleichen, wurde aber von Verwandten auf dem Weg nach Nan Yo erwischt und nach Hause zurückgebracht.

Um zu verhindern, dass Hsu Yun erneut durchbrennen würde, schickte man ihn mit seinem Vetter Fu Kuo nach Quanzhou, während der Vater die Verheiratung Hsu Yuns mit den beiden Frauen vorantrieb. Hsu Yun fand keinen Geschmack am Eheleben und statt die Ehe zu vollziehen, unterrichtete er seine beiden Frauen in der Lehre des Buddha, auf dass auch sie dem buddhistischen Weg folgen mögen.


Hsu Yun und seinen Vetter Fu Kuo verband eine tiefe Freundschaft, die sich auf ihrem gemeinsamen Bemühen um den Buddha-Dharma gründete.

Im Alter von 19 Jahren verließ Hsu Yun sein Heim und pilgerte in Begleitung von Fu Kuo zum Berg Gu in Fuzhou. Im Kloster Gu Shan ließ er sich schließlich den Kopf scheren und wurde zum Mönch ordiniert. Als sein Vater Männer sandte, um den Sohn zu finden, verbarg sich Hsu Yun drei Jahre lang in einer hinter dem Kloster gelegenen Höhle.

Als er 24 Jahre alt war, starb Hsu Yuns Vater und sowohl seine Stiefmutter als auch seine beiden Frauen entschlossen sich, buddhistische Nonnen zu werden.


Die Jahre, die er in Abgeschiedenheit in seiner Höhle verbrachte, hatten seine Erkenntnis vertieft. Der alte Meister Yung Ching jedoch, den Hsu Yun aufsuchte, riet ihm, seine extreme Askese aufzugeben und stattdessen den mittleren Weg zu gehen. Er unterrichtete den jungen Mönch im Studium der Sutren und unterwies ihn in der Übung mit dem Hua Tou ein. „Wer ist es, der diesen Leichnam mit sich herumschleppt?“ In seinem 36. Lebensjahr unternahm Hsu Yun, ermutigt von seinem alten Meister, eine 7 Jahre dauernde Pilgerreise zum Berg Putuo an der Küste von Ningbo, einem Ort, der eng mit dem Bodhisattva Avalokiteshvara verknüpft ist. Dort besuchte Hsu Yun neben dem Kloster König Asokas noch mehrere andere Tempel und Heiligtümer.

43-jährig hatte Hsu Yun nun mehr als 20 Jahre in der Hauslosigkeit verbracht, doch war noch nicht am Ziel seines geistigen Weges angelangt. Um seinen Eltern Dankbarkeit zu zollen begab er sich auf eine weitere Pilgerreise vom Fa Hua Tempel bis zum Wutai Shan, wobei er sich alle drei Schritte niederwarf.


Klaren Geistes reiste Hsu Yun weiter nach Westen und Süden und durchquerte schließlich Tibet, wo er viele Klöster besuchte, so auch den Potala, den Sitz des Dalai Lama, sowie das Tashilhunpo Kloster, Sitz des Panchen Lama. Seine Reise führte ihn weiter durch Indien und Cylon, Dann setzte er auf dem Wasserweg nach Burma über.

Während dieser Pilgerjahre spürte Hsu Yun seinen Geist klarer und seinen Körper stärker werden.


Eine große Anzahl von Gedichten entstand in diesem Lebensabschnitt.


Nach der Rückkehr nach China in seinem 53. Lebensjahr schloss er sich mit den Ehrwürdigen Meistern Pu Zhao, Yue Xia und Yin Lian zusammen, um gemeinsam zu üben. Sie erklommen den Berg Jiu Hua und setzten die Hütten auf dem Cui Feng Gipfel instand, wo Dharma Meister Pu Zhao das Mahavaipulyabuddha Avatamsaka Sutra (Blumengirlanden-Sutra) darlegte.


Als Hsu Yun 56 Jahre alt war, gab es im Gaomin Tempels in Yangzhou unter Abt Yue Lang eine 3-monatige, intensive Meditationsperiode. Die Gruppe auf dem Berg schlug Hsu Yun vor, als erster zu gehen. In Di Gang musste er über den Fluss übersetzen, hatte jedoch kein Geld, so dass das Fährschiff ohne ihn losfuhr. So wanderte er am Flussufer entlang, glitt aber aus und stürzte in das tosende Wasser. Einen Tag und eine Nacht lang riss ihn der Strom ohnmächtig mit, bis er schließlich bewusstlos in einem Fischernetz hängenblieb. Er wurde zu einem nahen Tempel gebracht, wiederbelebt und gesund gepflegt. Noch immer sehr geschwächt, entschied er sich dennoch, den eingeschlagenen Weg nach Yangzhou fortzusetzen.

 

Als er, am Ziel seiner Reise angekommen, gefragt wurde, ob er an den kommenden harten Meditationswochen teilnehmen wolle, lehnte er höflich ab, ohne jedoch seinen schlechten körperlichen Zustand zu erwähnen. Nach den Regeln des Klosters waren geladene Gäste verpflichtet, an sämtlichen geistigen Übungen teilzunehmen, sonst drohte ihnen Bestrafung. So wurde Hsu Yun mit einem Holzstock geschlagen, was er ohne Aufbegehren über sich ergehen ließ, auch wenn es seinen Zustand noch verschlimmerte.


So saß er die nächsten Tage in strenger Meditation. In seiner Autobiographie schreibt er über diese Erfahrung: „Im klaren Licht der Erkenntnis vergaß ich meinen Körper. Nach 20 Tagen war ich wieder genesen. Von da an übte ich ohne Unterlass Tag und Nacht, ohne dass sich auch nur ein Gedanke dazwischendrängte. Ich fühlte mich so leichtfüßig und flink, als würde ich durch die Luft fliegen. Eines Nachmittags nach der Meditation öffnete ich meine Augen und sah plötzlich alles innerhalb und außerhalb des Klosters in hellem Licht erstrahlen.“


Doch wusste Hsu Yun, dass dies nur ein durch die Konzentration hervorgerufener, vergänglicher Zustand war, der kam und verging. So haftete er nicht an, sondern widmete sich weiter mit ganzem Herzen wieder und wieder seinem Hua Tou.


Am dritten Abend des zwölften Mondmonats in der achten Woche der Übung nach einer sechsstündigen Meditationsperiode machte der Teebringer seine Runde und füllte die Tassen der Teilnehmenden. Als er Hsu Yun einschenkte, goss er den kochend heißen Tee daneben und verbrühte damit Hsu Yuns Hand. Die Teetasse fiel zu Boden. Als Hsu Yun das Geräusch der aufschlagenden Tasse hörte, wurde auch noch die letzte Wurzel des Zweifels aus seinem Geist getilgt. Er war so glücklich, dass es nicht in Worten hätte ausgedrückt werden können. Seine Lebensaufgabe hatte er nun erfüllt. Es war ihm, als wäre er plötzlich aus einem Traum erwacht, und er fühlte alle alten Verstrickungen von sich abfallen.


Sein Erleuchtungsgedicht lautet:

Eine Tasse fiel zu Boden,

klar wurde ihr Geräusch vernommen.

Als der Raum zu Staub zerfiel

kam ein wirrer Geist zur Ruhe.

Übersetzung des englischen Wikipedia-Textes: Mori She-Jing

 

 

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